Roadtrip in a Beetle
Anfang November 2002 kam einem Studienkollegen und mir die Idee, die restliche Zeit in Norwegen zu nutzen und eine Tour mit dem 69er Käfer seines norwegischen Onkels zu unternehmen. Der Wagen war seit über 25 Jahren in seinem Besitz und wurde nur noch montags zur Bank gefahren. Er hatte aber nagelneue Spikes und einen zwei Jahre alten Austauschmotor.
Von dem Bauernhof der Verwandten in Voss ging es erstmal auf die Hütte in den Bergen. "Zufälligerweise" hatten die Nachbarn je eine Langlaufausrüsung in unseren Größen, mit der wir durch den frischgefallenen Schnee zu der Hütte laufen konnten. Wir ließen den Käfer im Tal stehen und nahmen nur die wichtigsten Sachen mit. Wie sich herausstellte, waren das warme Klamotten, denn nachdem die Sonne weg war, fiel die Temperatur auf minus 15 Grad. Nach einigen Stunden Kaminfeuer hatten wir die Hütte dann auch auf akzeptabler Temperatur.
Nach einer kalten Vollmondnacht gings wieder ins Tal und ab nach Bergen, um Ausrüstung und Proviant einzupacken. Am folgenden Tag fuhren wir ziemlich früh Richtung Stavanger. Eine extrem schöne Route mit vielen Fährpassagen durch die Schären der norwegischen Westküste, ein extrem schöner Tag. Doch leider hatte ich vergessen einen Film in die Kamera zu legen und so existieren davon keine Fotos. In Stavanger angekommen, leihen wir uns erstmal ein Surfbrett aus, denn in Stavanger soll es die besten Wellen von ganz Norwegen geben. Bei Temperaturen um null Grad im Schatten und einem kräftigen Wind sollte man den 8mm Neopren-Vollanzug nicht vergessen!!! Einige Tage fuhren wir zu diversen Stränden und lernten auch einige der wenigen Locals kennen. Die Wellen waren zu der Zeit aber eher mager.
Nach ein paar Tagen in der Gegend um Stavanger machten wir uns so langsam auf den Rückweg. Vorher wollten wir aber noch den Preikestolen, einen bekannten Aussichtsberg an einem Fjord, mit dem "Bobbele"- so werden Käfer in Norwegen genannt - besteigen. Schlechte Sichtbedingungen und einsetztender Schneefall trugen wohl dazu bei, daß wir den Zustand der Fahrbahn nicht mehr genau einschätzen konnten. Dazu kam unser grenzenloses Vertrauen in die "Spikes". Auf jeden Fall merkten wir erst ziemlich spät, daß die Strasse von einer 1 cm dicken, spiegelblanken Eisschicht überzogen war. Kurz danach rutschte der Wagen auch schon mit durchdrehenden Rädern Richtung Tal. Man konnte noch nicht einmal auf seinen Füßen stehen. Mit einigem Glück gelang es dann doch noch kontrolliert ins Tal zurück zu kommen. Obwohl es schon dunkel war beschlossen wir zu unserer nächsten warmen Schlafgelegenheit zu fahren. Das war sein Cousin, der ungefähr 200km nördlich wohnte. Dunkel bedeutet etwa 16.30 nachmittags und wir rechneten damit, vor Mitternacht anzukommen. Wir fuhren diesmal nicht an der Küste entlang, sondern durchs höhergelegnen Landesinnere. Es lag einiges an Schnee und die Fahrt über die wenig befahrenen und kurvigen Strassen hatte etwas von Rallye. Einmal verpassten wir eine Brücke und landeten im Graben. Zum Glück nicht sehr tief, denn das nächste bewohnte Haus war über zehn Autominuten entfernt.
Nach einer entspannten Nacht beim Cousin gings dann wieder zurück zum Bauernhof und mit der Bahn nach Bergen.